Letzte Wochen Plastikfasten

Plastiksparen auf dem Lande und wie unser kleiner Haushalt einen Plastikmüll-Berg von 255 Litern vermied.

Alte Hasen, Bienenwachs und Osterbrot

In den letzten Wochen des Plastikfastens fühlen wir uns fast als ‚Alte Hasen‘. Es fällt nicht mehr schwer, Verkäufer an der Fleischtheke zu fragen, ob man die Ware verpackungsfrei mitnehmen kann. Was wo eingekauft werden kann, ist klar. Und so fahren wir routiniert unsere Strecke ab und besorgen alles Nötige. 

nebenan & unverpackt

Zur Abwechslung und für den kleinen Ausbruch aus dem Alltag haben wir einen Unverpackt-Laden erkundet. Dieses Mal ging’s in den nebenan & unverpackt in der Willibaldstr. 18. Wir sind sehr beeindruckt von der gemeinschaftlichen Gründungsidee dieses Ladens, der aus einer nachbarschaftlichen Initiative entstanden ist. Durch den Kauf von Genossenschaftsanteilen kann Jeder Mitglied der Initiative werden und dieses Projekt direkt unterstützen. Natürlich ist der Einkauf im Laden ohne Mitgliedschaft möglich! Es gibt eine große Bandbreite an Produkten: frisches Obst und Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte, (vegane) Milchprodukte, Honig und Gewürze, Waschmittel und Hygieneartikel, aber auch frische Brot-/Backwaren, Kaffee und Tee und Nahrung fürs Hirn (d.h. Bücher! 😊). Die kleinen Sitzgelegenheiten an den Schaufenstern schaffen eine schöne Café-Atmosphäre. Für die warmen Monate ist ein Außen-Café-Bereich mit 20 Sitzplätzen geplant – genauso wie Workshops zu Themen wie Klimawandel, Zero Waste und Do-It-Yourself. Insgesamt ist es ein sauberer und freundlicher Ort, um die Welt ein Stückchen besser zu machen und nebenbei Kuchen und Kaffee zu genießen.  

Eigene Bienenwachstücher

Apropos Selbstgemachtes: Für die Küche haben wir Bienenwachstücher zum Abdecken von Lebensmitteln angefertigt. Diese Erfahrungswerte gibt es zu teilen: a) am besten eignet sich tatsächlich Bienenwachs (weil anderes Wachs zu hart wird) und b) es sollten nicht zu viele Wachsplättchen auf das Tuch verteilt werden (lieber später noch ein paar Plättchen dazulegen).

Die Anleitung dazu heißt: Ein Stofftuch nehmen (z.B. alte Kinder-Kleidchen oder T-Shirts), mit einer Zick-Zack-Schere in die gewünschte Größe zuschneiden, auf ein plastikfreies Backpapier legen, möglichst mittig gehobelte Wachsstückchen darauf verteilen und bei etwa 80 Grad das Wachs schmelzen lassen. Aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen. Falls es sich nicht gleichmäßig verteilt: Backpapier drauflegen und mit einem Bügeleisen die Oberfläche ausgleichen. So können auch alte Wachstücher erneuert werden.

Plastikfasten in der Kleinstadt

Als die Osterfeiertage sich langsam anbahnten, sind wir zur Verwandtschaft gereist – in eine Kleinstadt im Schwaben-Ländle. Das Experiment Plastikfasten ging weiter, wenn auch kritisch beäugt von älteren Familienmitgliedern. Viel gestaunt wurde über unsere ‚exotischen‘ Kulturbeutel-Inhalte: Shampoo- und Rasierseife, Zahnseide und Zahnpasta aus dem Glas, Deo in Papierverpackung und Zahnbürsten aus Bambus. Nun musste aber auch hier der Kühlschrank gefüllt werden. Nach kurzer Recherche waren wir überrascht festzustellen, dass es sogar eine Auswahl an Unverpackt-Läden gibt, wenn man bereit ist, bis 30 Minuten Fahrzeit zu investieren. Und so gingen wir alle zusammen mit Gläschen und Döschen einkaufen. Ich habe gezeigt, wie das Abwiegen funktioniert und Gläser abgefüllt, bis alle mal Probieren wollten und selbst nach Lust und Laune die Behälter befüllten. Die verkauften Produkte waren uns von München bekannt. Fürs Obst und Gemüse ging es dann noch zum Wochenmarkt. Beim Fleisch mussten wir ein Auge zudrücken: Bei der Qualitätsmetzgerei der Stadt wäre Zero Waste kein Problem – wäre da nicht Corona… Insgesamt haben wir uns überzeugt, dass Plastikfasten bzw. Müllvermeidung nicht nur in der Großstadt funktioniert.

Ostern ohne Plastikmüll

Und so ist Ostern 2021 vor der Tür. Das Osterbrot schmeckt selbstgebacken am besten! Die Schokohäschen durften dieses Jahr nur einzeln verpackt in die Einkaufstasche hüpfen – und auch der Osterhase hat den Kindern Ausmal-Bücher, Buntstifte und Baumwoll-Shirt/-Kleid mitgebracht. Die Eier haben wir gemeinsam gefärbt: Karotten + Eier = orangene Eier; Rote Beete + Eier = rote Eier, Kurkuma + Eier = gelbe Eier und Spinat + Eier = grüne Eier.

Moosacher Plastikfasten – ein Resümee

Nun ist es an der Zeit, ein Resümee der vergangenen fünf Wochen zu ziehen. Leider ist es uns nicht gelungen, gar keinen Plastikmüll zu produzieren. Stattdessen war eher ein allmählicher Rückgang zu beobachten. In der ersten und zweiten Woche ist unser Verbrauch auf 20 und dann auf 10 Liter Plastikabfall gesunken. Später reduzierte sich das weiter auf etwa 5 Liter pro Woche und blieb so. Vergleicht man das mit unserem vorherigen Normalverbrauch an Kunststoff­verpackungen von 60 Litern pro Woche ist dies ein enormer Rückgang: In den 5 Wochen des Plastikfastens kommen wir auf nur 45 Liter Plastikmüll – das entspricht nicht mal unserem normalem Wochenverbrauch! Anders gesagt hat unser vierköpfiger Haushalt 255 Liter Plastikmüll eingespart. Diese Zahl kann sich sehen lassen.

Wir haben auch versucht, die ganze Aktion differenzierter zu betrachten. Hier haben wir die Nachteile den Vorteilen des Plastikfastens gegenübergestellt. (Diese Liste entspricht unseren Eindrücken und ist in dieser Zusammenstellung sicher nicht vollständig).

Vorteile

  • Keine Umweltbelastung
  • Ressourcenschonung
  • Menschen- und Tierwohl ohne gefährliche Zusätze
  • Tolle Produkte (Schampooseife)
  • gesündere Ernährung durch mehr Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst + mehr selbst Kochen
  • Aufbewahrung in Gläsern
  • Beschilderung ‚Einmal ohne bitte‘
  • Persönlichkeitsentwicklung (Neues Ausprobieren, Sich trauen, Umdenken)
  • Genereller Umschwung in der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit (Tendenz zu Papierverpackung oder Behälter aus Altplastik) ist zu beobachten
  • Möglichkeit, das Thema Nachhaltigkeit in Wirtschaft und Gesellschaft aktuell zu halten und mehr Bewusstsein zu schaffen

Nachteile

  • Teuer (Billiger wird es, wenn man Produkte/Nahrungsmittel selbst herstellt und auf vegetarische Ernährung umsteigt)
  • Standhaftigkeit beweisen (den eigenen Schweinehund überwinden)
  • Weitere Wege als zum Supermarkt um die Ecke
  • Etwas gewöhnungsbedürftige Produkte
  • Ausweichtendenz auf Papier- und Dosenverpacktes (was eine Verlagerung des Müllproblems bedeutet)

Aus unserer Sicht überwiegen die Vorteile! Aufgrund dieser positiven Erfahrungen und der entstandenen Einkaufsroutine werden wir das Plastikfasten auch nach den Aktionswochen beibehalten. Kleine Sünden zwischendurch sind aber erlaubt! 😉

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